Betreuungssituation in Wurzen - Wohin mit den Kindern?

Dass derzeit nicht nur in den Kindertageseinrichtung der Stadt Wurzen zur Zeit eine angespannte Situation herrscht, ist in den vergangenen Monaten oft lautstark durch engagierte Eltern und Erzieher zum Ausdruck gebracht worden.

Die von mir eingereichte Anfrage soll uns einen Überblick über die aktuelle Betreuungssituation in Wurzen und den Ortsteilen geben und es dabei allen Beteiligten möglichst leicht machen, die aktuelle Situation richtig einschätzen zu können. Umso einfacher ist es für alle Beteiligten, konstruktiv darüber zu diskutieren, welche Maßnahmen wir ergreifen können, um unsere Kinderbetreuung in Wurzen weiterhin in einer qualitativ so hochwertiger Form anbieten zu können.

Entgegen aller Prognosen

Die Geburtenzahlen in Wurzen sind seit den letzten Jahren stetig gestiegen. Dies ist nicht nur nennenswert, sonder fantastisch für unsere Stadt und deren demografische Entwicklung. Längst ist das „geburtsfähige“ Alter überholt. Im Jahr 2014 wurden entgegen aller Prognosen 138 Kinder geboren (stetig steigend seit 2011 mit 119 Kindern).  Hinzu kommt, das die Stadt mehr Zuzüge von Familien verzeichnet, deren Kinder das Grundschulalter noch nicht erreicht haben.

Gleichzeitig bringen uns diese, eigentlich guten Neuigkeiten, in eine Zwickmühle:

Der Rechtsanspruch auf einen rechtzeitigen Krippenplatz übt einen enormen Druck auf unsere Kitas und die Stadt aus. Sobald wir diesem Bedarf nicht mehr nachkommen können, können Eltern zu Rechtsmitteln zu greifen und ihren Anspruch einfordern. Die daraus entstehenden Folgen sind bisher nicht absehbar und keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen.

Waren Anfang der 90er Jahre zahlreiche Schließungen von Kindertageseinrichtung unumgänglich, platzen unsere Einrichtungen heute fast aus den Nähten. Bisher konnten unsere Einrichtungen den erhöhten Platzbedarf noch mit Erweiterungen der Platzkapazitäten abfedern, jedoch laufen heute fast alle unserer Einrichtungen am Maximum ihrer Betriebserlaubnis.

Mit diesen Erweiterungen hat der Fachbereich die ständig steigenden Kapazitäten in Kauf genommen, um den Bedarf der Stadt stillen zu können. Es wäre unfair, diese hohen Kinderzahlen heute in Frage zu stellen.

Schmalhans Küchenmeister beim Betreuungsschlüssel

Hinzu kommt die fehlende Unterstützung seitens der Landesregierung, den Betreuungsschlüssel unserer Kindertageseinrichtungen auf ein bundeseinheitliches Niveau zu senken. Die versprochene drastische Veränderung in der Bildungspolitik und die damit verbundene schrittweise Senkung des Betreuungsschlüssels um 0,5 Kinder über Jahre sind lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man mal einen Blick hinter die Kulissen wirft.

Neben der horrenden Gruppenstärke kümmern sich die Erzieher unter anderem täglich darum, ihre pädagogische Arbeit vorzubereiten, Elterngespräche zu führen, sowie Portfolios und Entwicklungsdokumentationen anzufertigen. Zu diesen Aufgaben verpflichtet sie der sächsische Bildungsplan, ohne Rücksicht auf Fehlzeiten durch Urlaub, Weiterbildung oder Krankheit. Den Erziehern dafür Freiräume neben der Betreuung der Kinder einzuräumen, fällt schon seit Jahren schwerer und ist mittlerweile fast ausweglos.

Der Leiter des zuständigen Fachbereiches bei der Stadtverwaltung Wurzen, Raimund Töpfer, bezog kürzlich im Zuge der Beantwortung der Anfrage unserer Fraktion ebenfalls Stellung: „Der ohnehin knapp bemessene Betreuungsschlüssel wird durch Krankheit, Schwangerschaften, Weiterbildungen, Überstunden und Urlaub weiter belastet. Diese permanente Dauerbelastung für bei den Erziehern dazu, dass erneute Erkrankungen vorprogrammiert sind.

Um diesen Problemen zu begegnen, werden bei Personalmangel zum Beispiel Kindergruppen vor dem Schlafen vereint. Eine weitere Maßnahme wäre, eine einheitliche Sommer-Schließzeit von 2 Wochen einzuführen, wie Sie bereits in anderen Gemeinden praktiziert wird. “

Das diese Situation für die Eltern, Erzieher und natürlich auch die Kinder nicht zufriedenstellen ist, steht außer Frage.  Auch der Landkreis Leipzig drängt im Zuge seiner Bedarfsplanung der Kindertagestätten darauf, dass Wurzen mehr Möglichkeiten schafft, Kinder unter 3 Jahren aufnehmen zu können. Aus diesem Grund sind wir gefordert, die aktuellen Umstände genau zu betrachten und zu erörtern, welche Möglichkeiten wir realisieren können, um die Situation in unseren Einrichtungen zu entspannen und diese bei Ihrer hervorragende Arbeit zu unterstützen.

Und nun?

Wir als Fraktion Bürger für Wurzen wollen eine flexible Lösung finden, die keine unserer Einrichtungen gefährdet, sondern eine Entlastung bringt und uns auf lange Sicht auch Planungssicherheit bieten kann. Was machen wir aus den steigenden Geburtenzahlen und wie wollen wir in  Zukunft damit umgehen?

Zielführender müssen unsere Anstrengungen sein. Mit einem klaren Blick auf eine schnelle Entschärfung der aktuellen Situation und passenden Lösungsansätzen für die Zukunft, im Sinne aller Beteiligten.

Natürlich müssen wir dafür auch Geld in die Hand nehmen. Dabei müssen wir uns aber klar werden, was uns unsere Kinder und deren Bildung (auch im frühkindlichen Bereich) wert sind. Man muss dabei auch jederzeit abwägen, was wir uns als Stadt leisten sollten und was wir uns leisten können, um weiterhin attraktiv für unsere Bürgerinnen und Bürger bleiben zu können.

Gemeinsam mit dem Fachbereichsleiter Hr. Töpfer arbeiten wir seit Anfang Januar eng zusammen und regen außerdem an, Experten, Leiter/innen der Einrichtungen und Sachverständige  einzuladen um mögliche Optionen auf Ihre Realisierung hin zu überprüfen um dem Ausschuss möglichst zeitnah durch die Stadtverwaltung passende Lösungsvorschläge vorlegen zu können.

 Sabrina Ryborsch

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